Swing | Swing-Tänze

Was ist Swing?   Swing-Tänze   Hamburgs Swing-Geschichte

Lindy Hop

Lindy Hop ist der Tanz, der die Swing-Musik seit ihrem Entstehen begleitet hat. Als Lindy Hop Ende der 1920er entstand, war er noch stark vom Charleston geprägt. Auch die Swing-Musik dieser Zeit hatte noch starke Anleihen im Hot Jazz der Golden Twenties.
Der New Yorker Stadtteil Harlem und insbesondere der Savoy Ballroom gelten als Geburtsstätten dieses Tanzes. Es gibt etliche Geschichten darüber wie der Name ‚Lindy Hop‘ erfunden wurde. Die meisten Erzählungen stimmen darin überein, dass Charles Lindberghs Flug über den Atlantik von New York nach Paris der Anlass war: Die Schlagzeile des Sommers 1927 lautete ‚Lucky Lindy Hops the Atlantic‘. Lindberghs Rückkehr nach New York wurde von Millionen von Menschen enthusiastisch gefeiert.

Tanz und Musik haben sich zusammen weiterentwickelt und in der zweiten Hälfte der 1930er den großen Durchbruch erlebt.
Lindy stammt aus der afro-amerikanischen Kultur und wurde für beinahe ein Jahrzehnt fast ausschließlich von Schwarzen getanzt. Die Erdverbundenheit afrikanischer Tänze, fließende, horizontale Bewegungen, schnelle Beinbewegungen, Kicks und kleine Sprünge sind typisch. ‚Breakaways‘ oder ‚Swing-Outs’geben den Partnern die Möglichkeit einzeln zu tanzen und zu improvisieren.

Für Shows und Wettbewerbe kamen Ende der 1930er Jahre ‚Airials‘ (oder ‚Air Steps‘) auf, Akrobatiken, die den Tanz zusammen mit rasend schneller Musik sehr spektakulär aussehen lassen. In dieser Form ist Lindy-Hop in vielen Filmen zu sehen.
Seit dieser Zeit sind Dutzende anderer Swing-Tänze entstanden, die alle direkt oder indirekt vom Lindy Hop stammen. Lindy Hop hat sich jedoch durch alle Jahrzehnte erhalten und erlebt seit Ende der 1980er zusammen mit der Musik ein Comeback.
Der größte Unterschied zu allen späteren Tänzen liegt im Tanzstil. Technisch gesehen basieren alle Nachfolger auf Grundfiguren, die 1 1/2- Takte lang sind (6-Counts), während im Lindy bevorzugt Elemente über zwei volle Takte (8-counts) getanzt werden.

Balboa

Balboa ist ein sehr eleganter und geschmeidiger Tanz, der es erlaubt, auch zu schneller Musik noch entspannt zu tanzen. Die enge Verbindung zwischen den Partnern ist charakteristisch für Balboa. Es lohnt sich für jeden, der an Swing-Tanz interessiert ist, das auszuprobieren: Geschlossene Position, offene Position, schnelle Drehungen, Rhythmus-Variationen, mit dem Partner über das Parkett fegen… „A dancer’s dance.“ In den letzten Jahren ist die Balboa-Szene in Hamburg stark gewachsen und es gibt viele Gelegenheiten, Balboa zu tanzen – und zu lernen.

Boogie Woogie

Die 80er Jahre erlebten ein Revival des 50er Jahre Rock’n’Rolls. Als Bezeichnung für einen Tanz war Rock’n’Roll jedoch schon vergeben an eine sport-akrobatisch geprägte Version zu modernerer Musik. Boogie Woogie oder – üblicher – einfach Boogie hatte sich schnell durchgesetzt für das an den 50ern orientierte Wiederentstehen dieses Tanzes. Von Süddeutschland aus verbreitete sich Boogie Mitte der 80er über die angrenzen Länder.
Bevorzugte Musik ist früher Rock’nRoll, Rhythm’n’Blues oder eben auch Boogie Woogie (die Klaviermusik). Boogie ist auch ein Turniertanz. Die dort festgelegten Regeln und erfolgreichen Paare prägen den Tanz allgemein stark.
Wie im Lindy ist Boogie-Tänzern das zum jeweiligen Song passende Tanzen und Improvisieren sehr wichtig.

Charleston

Einige der vielen Stile, die sich in der langen Geschichte des Charleston entwickelt haben, kann man neben Lindy Hop und Balboa auf den Hamburger Swing-Tanzflächen beobachten. Selbst wenn gar nicht wirklich Charleston getanzt wird, denn viele Elemente des Charleston sind vor allem im Lindy Hop zu finden. Den vielen Charleston-Variationen ist gemein, dass sie zu sehr schneller Musik getanzt werden.

Jitterbug

Jitterbug war in den 30ern im wesentlichen ein anderer Name für Lindy Hop, ist dann aber bald in Gebrauch für eine einfachere und der weissen Kultur angepasstere Variante mit aufrechterer Haltung.
Ab den 40ern entwickelt sich Jitterbug passend zum aufkommenden Rhythm and Blues zu einer stärker Rhythmus-betonten Version. Schließlich ist in den 50ern Jitterbug der Name für die zum weissen Rock’n’Roll passende Art zu tanzen.
Heutzutage wird Jitterbug in den USA oft synonym für East Coast Swing gebraucht, während in Deutschland damit meist eine Tanzform zu 50er Rock’n’Roll-Musik gemeint ist. Jitterbug ist also ein sehr unscharfer Begriff, bei dem es sehr darauf ankommt, in welchem Zusammenhang er benutzt wird.

Jive

Jive ist ein Begriff mit sehr vielen Bedeutungen. In Deutschland bei den eher an Tanzschulen (Studios, Vereinen) orientierten Leuten ganz klar der Name für den Standard/Latein-Tanz mit exakt festgelegten Schritten und Figuren.
Bei Tänzern, die eher aus ‚der‘ Musik-Szene kommen vor allem ein Name für einen Musik-Stil, nämlich frühen Rock’n’Roll oder Jump Blues, oder auch dazu passende Tanzstile. Diese Bedeutung ist in England dominant.
Historisch gesehen einer von vielen Begriffen aus der ‚Jive‘-Language, einem unter Musikern und Tänzern verbeiteten ‚Dialekt‘. Hier hat Jive etliche Beudeutungen vor allem ‚Unsinn‘ (‚Don’t tell no jive, man.‘) und ‚Marihuana‘ (‚All that jive is gone‘).

Weitere Tänze

Besonders in den USA sind eine Vielzahl anderer Swing-Tänze verbreitet. Die bekanntesten sind ‚East Coast Swing‘, der dem europäischem Boogie ähnelt und ‚West Coast Swing‘. ‚Shag‘ ist eine sehr aufrecht getanzte Form mit viel vertikaler Bewegung.
In Frankreich ist Le Roc (Ceroc) verbeitet, eine Form mit sehr einfachen Schritten und vielen Drehungen und Armbewegungen. Ein ähnlicher Tanz ist in Schweden unter dem Namen ‚Bug‘ sehr populär.
Keiner dieser Tänze wird nach Swing-Musik getanzt und wieviel ‚Swing‘ noch vorhanden ist – nun ja, zumindest persönliches Empfinden.