Swing | Hamburgs Swing-Geschichte

Was ist Swing?   Swing-Tänze   Hamburgs Swing-Geschichte

Swing-Musik ist immer auch Tanzmusik gewesen. Swing-Tänze wie Charlston, Balboa oder Lindy Hop entstanden in den großen Ballsälen der 1930er Jahre in New York. Der 1941 erschienene Film „Hellzapoppin“, der den Lindy Hop stark geprägt hat, wurde aufgrund des Eintritts der USA in den zweiten Weltkrieg nicht in Deutschland gezeigt. Aber auch in Deutschland entwickelt sich zu dieser Zeit ein neuer Tanzstil.

Die meisten Swingtanzbegeisterten kennen den Film “Swing Kids” von T. Carter (1993). Der Kinofilm ist ein Drama, es stellt das Leben von drei Teenagern ab Mitte der 1930er Jahre da, die der Swing-Jugend in Hamburg angehören. Die Swing-Jugend war eine oppositionelle Jugendbewegung, die im Nazi-Deutschland mit englisch-amerikanischem Lebensstil versuchte eine Abgrenzung gegenüber der im Gleichschritt marschierenden Hitlerjugend zu finden. In mehreren Großstädten bildete sich eine Szene, die als erste Pop-Kultur bezeichnet werden kann. Hamburg bildete einen Schwerpunkt dieser Szene. Neben der Musikbegeisterung entwickelte sich sehr schnell, nach Vorbildern aus den amerikanischen Filmen, auch eine eigene Mode. Lange Haare, Schuhe mit Kreppsohlen und Hosen mit Schlag für die Jungen und offene Haare, lila Lippenstift und Matrosenhosen für die Mädchen. Allein dieses Auftreten war ein Angriff gegen die militärisch geprägte Optik, die von Jugendlichen erwartet wurden.

Noch heute kann man in Hamburg auf den Spuren des Swings wandeln. Einiger der Hamburger Traditionshäuser, in denen die Swingjugend damals ihre Kleider und Anzüge kauften, existieren noch immer und der Alsterpavillion, in dem man sich heute auf ein Kaffee trifft, war damals ein beliebter Treffpunkt für Swingbegeisterte und Swingtänzer. Allerdings werden mit Beginn des Krieges immer wieder Tanzverbote ausgesprochen. Ein Tanzverbot ausschließlich für Swingtanzen gab es grundsätzlich nicht. Das weit verbreitete Emailleschild „Swing tanzen verboten“ ist eine Reproduktion, die in den 70-er Jahre entwickelt wurde. Die Zugehörigkeit zur Swingjugend war damals trotzdem sehr gefährlich. Die Bezeichnung Swing-Jugend wurde vermutlich durch die Gestapo, der geheime Staatspolizei geprägt. Sie berief eine extra Abteilung zur Überwachung auf. Es kam zu Verhaftungen und Verhören, mit zum Teil schweren Misshandlungen und für einige Jugendliche endete die Zugehörigkeit zu der Swing-Szene mit einer Einweisung in eines der Jugendkonzentrationslager. Doch solche Maßnahmen konnten die Swingbewegung lediglich abschwächen, sie jedoch nicht beseitigen.

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Die Killin‘ Trills | www.thekillintrills.de

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges entwickelt sich in Hamburg unter der Besetzung Englands eine Jazz-Kultur. Im englischen Kulturzentrum konnten im „Jazzclub“Platten angehört werden und bald fanden auch die ersten Jazz Konzerte mit amerikanischen Stars wie Luis Armstrong, Duke Ellington, Ella Fitzgerald oder Linol Hampton statt. Somit war Hamburg von Anfang an eine Hochburg des traditionellen Jazz, der heute nicht mehr aus der kulturellen Landschaft der Stadt weg zu denken ist.

Neben den vielen Jazzinstitutionen und -veranstaltungen etablierte sich auch die Swing-Tanz-Szene in den späten 1990er Jahren wieder. Seit ein paar Jahen erlebt das Swing-Tanzen einen regelrechten Boom – die Gemeinschaft der swingbegeisterten TänzerInnen wächst fortwährend und die vielzähligen Tanzveranstaltungen sind heute fester Bestandteil des swingenden Hamburgs.

Party in der Schule Lutterothstraße beim Waterkant Jam 2005

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Keep on swinging!